Vertrauen ist ein Vorschuss auf Gelingen

Vertrauen ist wertvoll für das gemeinsame Leben, in der Teamarbeit und in der persönlichen Führung und Begleitung. Vertrauen gibt es nicht einfach so, sondern will erarbeitet und kann geschenkt werden. In unserer interkulturellen Saatkorn-Arbeit mit unseren Teilnehmern suchen wir dauernd den richtigen Weg. Damit Vertrauen wachsen kann, braucht es Zeit miteinander und positive Erfahrungen – das wissen wir doch alle, oder? Laut Einsamkeitsbarometer 2024 ist Rückzug und Abgrenzung eine ungünstige Entwicklung. Jüngere Menschen waren 2020 mit 31,8% stärker als alle anderen Altersgruppen mit Einsamkeit belastet. Das hat viele Gründe, da lohnt es sich genauer in die Studie zu schauen. Es braucht Nähe und Vertrautheit damit Ablehnung und Einsamkeit nicht weiter um sich greift. Ein Verhalten, das in unserer Gesellschaft zu unreflektiertem falschem Vertrauen führen kann. Vertrauen zu erwerben ist ein intensiver Weg und braucht ehrliches Interesse am Menschen.
Viele Branchen buhlen um unser Vertrauen, für gute Geschäfte. Mit „Vertrauen – ist der Anfang von allem“ hatte z.B. eine große deutsche Bank Ende der 90iger Jahre ihren „goldenen Satz“ gefunden. Wie schwierig dieser Satz einzulösen ist, haben wir 10 Jahre später in der Finanzmarktkrise erlebt.
Macht ist die größte Versuchung und das größte Risiko, Vertrauen zu missbrauchen. Zuviel läuft schief in unserer Gesellschaft. Unsere deutsche Kultur der „Rechthaberei“ nervte schon 2010 den Gesellschaftskritiker und Kulturwissenschaftler Hans-Ulrich Gumbrecht: „Entweder ich habe recht oder du unrecht.“ So schaffen wir kein Vertrauen.
Bei aller teils radikal positionierter Meinungsvielfalt scheint unsere Demokratie immer noch ein guter Nährboden für Vertrauen zu sein. Weil sie geeignet ist, uns den sicheren Rahmen zu geben, in welchem wir es riskieren können vertrauensvoll zu handeln. Das sind Grundwerte, die wir unseren Teilnehmern in Gesprächen und auf unserem gemeinsamen Weg der Integration vorleben wollen.
Es ist an der Zeit, dass wir wieder mehr Zuspruch in Menschen und Situationen riskieren, um der Einsamkeit mit all ihren Belastungen und extremen Ausbrüchen ein Ende zu bereiten. Zuspruch wagen, bevor wir Ansprüche stellen. Weg von Zumutung hin zum Zutrauen. Mit Vertrauensvorschuss Menschen stärken und befähigen, bereit machen für Neues, damit ihr integriertes Leben gelingen kann. Das ist unser Ziel! Das ist im interkulturellen Kontext eine große Herausforderung und dennoch wagen wir es täglich.
Was hat diese Diskussion in einem Newsletter des Saatkorn Projekts kurz vor Weihnachten zu suchen? Wir denken: Sehr viel! Damit bei unseren Jungs keine Einsamkeit aufkommt, wollen wir respektvoll mit ihnen umgehen, weiterhin voll in ihre Integration investieren, damit Vertrauen wachsen kann. Respekt fördert den Mut, dass sie ihrerseits Vertrauen wagen. Wir wollen erle-ben, dass Vertrauen in zugewandter Offenheit reifen kann, im permanenten Lernen und Suchen nach gemeinsamen Lösungen für ein gelingendes integratives Leben. Unser 2-jähriger Lernzirkel bietet den Jungs alle Chancen!
Ich vertraue darauf, dass etwas gut werden kann, wertvoll wird, wenn wir ehrliche Wertschät-zung als eine Herzenshaltung leben, sich Investitionen nicht mehr „rechnen“ müssen. Ich erlebe, dass Vertrauen andere mutig macht, für sich und andere zu handeln. Da geht es auch darum, Angst loszulassen. Nicht blauäugig, sondern reflektiert unser Handeln realistisch einschätzen oder sich auf etwas nicht einzulassen, weil es unser Vertrauen nicht verdient.
Anderen Vertrauen „schenken“ – das können wir im Saatkorn-Projekt nur leben, weil unser eigener Vertrauensanker in Gott liegt. Nur mit IHM lernen wir, mit Enttäuschungen umzugehen, und erfahren, dass Gott selber als Ermutiger des Lebens durch sein gnädiges Handeln die Fähigkeit „Vertrauen“ in uns nährt. In wenigen Wochen feiern wir an Weihnachten den Geburtstag seines Sohnes JESUS, der von sich sagt: „Ich bin das Licht der Welt“. Und er meint: Kommt in den Lichtkegel meiner Liebe zu Euch und lernt zu vertrauen, damit das gemeinsame Leben „Vor-Ort“ und weltweit gelingt.
Herzlichst,
Ihr Klaus Andersen (1. Vorsitzender Saatkorn Projekt e.V.)